Der Scheiblauer Hochzeitstag

Aus Dankbarkeit

Zu Beginn meiner Geschichte muss ich gleich mal weit ausholen: Nach der Hochzeit meiner Schwiegereltern Marianne und Johann Scheiblauer, am 14. Augst 1961, wollte sich der lang ersehnte Kinderwunsch nicht einstellen. Also tätigte das gläubige Paar eine Reise nach Lourdes. Siehe da, die Freude war groß als sich tatsächlich Nachwuchs im März 1967 einstellte. Der Sprössling war übrigens mein zukünftiger Gemahl, also war die Reise auch für mich von großer Bedeutung. Aus Dankbarkeit haben unsere Eltern eine Kapelle am Waldrand der Kothmühle errichtet und sie zur Silberhochzeit 1985 mit einem großen Fest eingeweiht.

Nicht lange danach waren auch wir ein verliebtes Paar und einige Jahre später beschlossen wir vor den Traualtar zu treten. Rasch wurde im Dezember standesamtlich geheiratet, damit unser Sohnemann, welcher schon unter meinem Herzen schlummerte, unseren gemeinsamen Namen tragen konnte. Unser Aufgebot war viel zu kurzfristig und Papa musste dem Standesbeamten 100 Schilling zustecken, damit wir noch im selben Jahr heiraten konnten. Wir sind mit den Eltern als Trauzeugen aufs Standesamt gerauscht und in 20 Minuten waren wir ein staatlich besiegeltes Paar. Soweit zur Romantik unserer ersten Heirat.

Das kirchliche Fest wollten wir unbedingt besser planen und feiern. Im gemeinsamen Gesprächen meinten unsere Eltern: Heiratet doch auch am 14. August, da ist am nächsten Tag ein Feiertag und somit ist euer Hochzeitstag immer ein „falscher“ Samstag. Da ist im Wirtshaus besser Zeit und wir können unser gemeinsames Fest mehr genießen.

Heiraten anno 1988

Wir waren damals noch sehr jung und hatten keine Vorstellung was wir wirklich wollten, somit nahmen wir den Hochzeitsterminvorschlag dankbar an. Am 14. August 1988 wurde die gesamten Verwandtschaft zum Fest geladen und am Abend kamen Freunde und Bekannte zum Gratulieren nach. Wie viele es tatsächlich waren wussten wir nicht so genau, war es damals doch üblich, dass am Abend jeder kam, der sich der Familie und dem Brautpaar verbunden fühlte. Die Gratulanten wurden mit einem Schnitzel belohnt und so waren letztendlich an die 250 Hochzeitsgäste anwesend. Der Wetterherrgott war uns hold, wir hatten herrlichen Sonnenschein und sehr warme 32° C. Beim traditionellen Brautstehlen sind alle in den kühlen Garten geflüchtet und haben ihren Durst mit köstlichem Roséwein gestillt dessen Alkoholgehalt deutlich unterschätzt wurde. Das führte dazu, dass Hochzeitsgäste die sonst nie über den Durst tranken, beim Ausklang unserer Hochzeit außergewöhnlich lustig und gesellig waren.

Der Hochzeitstag

Die Geschwister von meinem lieben Angetrauten haben durch unsere Vermählung auch Lust aufs Heiraten bekommen und eine Schwester hat sich 18 Monate später trauen lassen, jedoch zum „falschen“ Datum. Sie hatten den Wonnemonat Mai gewählt, die Ehe hat leider nicht gehalten. Beim zweiten Versuch hat sie ebenfalls den 14. August gewählt und ist bis heute glücklich vermählt. Diese nette Tradition haben dann tatsächlich alle Geschwister übernommen. Ein großer Vorteil, jetzt kann niemand in der Familie den Hochzeitstag vergessen, denn alle haben am gleichen Tag geheiratet.

30 Jahre später

Weil schöne Rituale gerne wiederholt werden, haben wir unsere Silberhochzeit, wie unsere Eltern, am 14. August vor der Marienkapelle der Kothmühle gefeiert. Abermals hat uns Onkel Fritz als Priester gesegnet, er hatte uns vor 25 Jahre auch getraut.

Fünf Jahre später staunten wir nicht schlecht, als unser Sohn Hannes und seine Verlobte Lisa uns erklärten, dass sie sich am 14. August das Jawort geben möchten und das an unserem 30. Hochzeittag! Die Freude war groß und so wurde am 14. August 2018 wieder ein gemeinsames, großes Fest in der Familie gefeiert. Doch diesmal an einem neuen wunderschönen Platz: im großen Festsaal vom Schloss an der Eisenstrasse. Das Ambiente und der Ausblick auf die romantische Altstadt Waidhofens ist wirklich ein sehr würdiger Ort um eine so schöne Familientradition fortzuführen.

Fotocredits: Das Schloss an der Eisenstrasse