Klatsch, Tratsch und Wahres rund um die Geschichte des Schlosses
Gleiß, Habsburger und Kärntner Bezüge...
Zell, seit 1972 ein Ortsteil von Waidhofen, war ursprünglich ein kleiner Markt und stand unter der Verwaltung von Gleiß. Wolf Strasser, Inhaber der Herrschaft Gleiß, ließ 1610 das "Herrenhaus auf der Zell" errichten. Dieses wurde ein Jahrhundert später zum Schloss ausgebaut und 1751 zum Verwaltungssitz der Herrschaft Gleiß.Nach den amtsführenden Familien Montecucolli und den Grafen Orsini-Rosenberg wurde das Zeller Schloss erst im Jahr 1888 zum Privatbesitz. Der neue Eigentümer war der Waidhofner Gottfried Jax.
Jetzt wird es privat
Erst in den Jahren 1908 und 1912 erfolgen Umbauarbeiten zum Hotel. Das ursprünglich zweifirstige Grabendach wurde durch ein dreiwalmiges, in zwei Dachgeschossen ausgebautes Dach ersetzt. Pläne dafür erstellte unter anderem Miklkas Bukovics (Nikolaus von Bukovics) der zeitgleich auch Leiter des Bauamtes in Waidhofen war. Böse Zungen behaupteten, dass der gebürtige Ungar wohl etwas von Wirtshaus- und Hotelarchitektur verstehen müsste, war der Herr Stadtbaudirektor doch vor allem für seine ausgeprägte Geselligkeit bekannt.
...und elegant
1913 eröffnete der Besitzer und Hotelier Eduard Trinkl das erste Fließwasserhotel Mitteleuropas. Trinkl war zeitgleich Besitzer vom Hotel Sonntagberg. Sein erlernter Beruf war Dekorateur und es ist anzunehmen, dass er gerade bei der üppigen Innenraumgestaltung wesentlich mitmischte.Es war vollbracht - ein nobles Hotel, das alle Wünsche der Jahrhundertwende erfüllte.
Auf diesem Bild zu sehen sind links sitzend Eduard Trinkl und hinten an der Bar stehend seine Tochter, Rita Winkler, mit ihrem Mann Johann Trinkl (rechts im Bild).
Luftkurort und Treffpunkt der High Society…
Und wenn in Waidhofen Sperrstunde war, war Zell schon immer eine beliebte Ausweichmöglichkeit der Waidhofner weiter zu feiern.Gegen Ende des Ersten Weltkriegs diente das heutige Schloss an der Eisenstrasse vorübergehend als Lazarett für Offiziere.
...bis sich das Hotel in den 1940er Jahren zum Erholungsheim der katholischen Frauenorganisation wandelte (sowie später auch der christlichen Eisenbahnern)…Erholung statt Lustbarkeiten...
In den 1960er Jahren betrieb die Familie Winkler das Hotel.
Und dann stand das Zeller Schloss leer. Von der Waidhofner Jugend zeitweise das Spukschloss genannt. Zweifelhaften Ruhm erhielt der Bau 1975 als Filmkulisse (nur Außenaufnahmen) für Franz Antels nicht ganz sauberen Film „Wenn Mädchen zum Manöver blasen“.
Das Schloss schien dem Verfall preisgegeben.
1998 erwarb die Stadt Waidhofen das Gebäude und das Schloss sollte revitalisiert werden.
Die frühbarocke Bausubstanz mit Stuckausstattung, sowie auch die geschichtliche Bedeutung des Gebäudes geben dem Schloss Zell – dem Schloss an der Eisenstrasse eine historische, künstlerische und kulturelle Bedeutung. Mit der Revitalisierung soll auch kulturelles Erbe bewahrt werden.
Altes bewahren und gleichzeitig Neues schaffen war das erklärte Ziel. So wurde das Hotel mit einem Seminar-, Kongress- und Veranstaltungszentrum kombiniert.
Projektentwickler war die S+B (Schertler und Beck) Plan & Bau GmbH. An der Hotel- und Veranstaltungszentrum Waidhofen/Ybbs Errichtungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H. beteiligte sich die Stadtgemeinde als Stille Gesellschafterin. Besonders Herr Alfred Michael Beck verfolgte engagiert den Fortgang des Umbaus und der Renovierungsarbeiten.
Bereits am 26. April 2001 erfolgt der Spatenstich. Ein Jahr nach dem Baubeginn und trotz großer Probleme mit der Bodenbeschaffenheit und dem Denkmalschutz wird am 4. Mai 2002 das Hotel mit vorerst 53 Zimmern eröffnet.
Wiedergeburt
Im Jahr 2007 wurde dann erneut umgebaut und erweitert. Aktuell befinden sich nun 90 Zimmer mit atemberaubenden Ausblick auf die Ybbs im 4* Hotel Schloss an der Eisenstrasse und das Schlosscenter mit 7 Seminarräumen.Im Februar 2011 wurde das Schloss von der Familie Scheiblauer gepachtet und im April 2014 schließlich erworben. 2015 wurde das gesamte Schlosscenter revitalisiert.
Im Jahr 2020 wurden die romantischen Zimmer des historischen Schlosses generalsaniert, gefolgt von der Erweiterung der Eventlocation um einen bezaubernden Schlossgarten mit Sundowner Bar im Jahr 2022. Diese Renovierungen machen das Schloss zu einem noch attraktiveren und vielseitigeren Ort für Veranstaltungen und Feierlichkeiten.
Die sechste Generation wächst bereits heran
Die Familie Scheiblauer erlebt mit den beiden Enkeltöchtern von Christiane und Johannes Scheiblauer eine erneute Generation heranwachsen. Mittlerweile arbeitet auch die Schwiegertochter Elisabeth im Betrieb mit. Die Boku-Absolventin kümmert sich in den Familienbetrieben um alle Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele und um den Sales.
Schwesternhotel und Stammhaus der Familie Scheiblauer ist das RelaxResort Kothmühle in Neuhofen an der Ybbs. Zusammen mit dem Schloss an der Eisenstrasse beschäftigen beide Hotels insgesamt 103 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Blog: Durch den neuen Schlossgarten spazieren >>
Fotocredit
Postkarte und Kupferstich von Vischer: Stadtarchiv Waidhofen/Ybbs
Außenaufnahme Schloss 2016, Drohnenfoto, Familienfoto: Dominik Stixenberger
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