Der Ybbstalradweg - Mitteleuropas schönster Radweg?
Keine Sorge, ich rede nicht von schweißtreibenden Radausflügen, die zwar zur körperlichen Ertüchtigung führen können aber meist wenig angenehme Nebeneffekte bieten. Ich rede eben nicht von ehrgeizigen Touren auf der Bundesstraße neben LKWs, der verzweifelten Suche nach einem Wirtshaus und der Unmöglichkeit abends schmerzfrei zu sitzen.
Aufsteigen & einsteigen
Direkt beim Schloss an der Eisenstrasse kann man „aufsteigen“ und in den Radweg einsteigen. Mit einem wunderbaren Blick auf die hier relativ tiefgelegene Ybbs starte ich und bin nach etwa 15 Minuten bereits Richtung Gstadt unterwegs. Jetzt ist der Weg mit seiner durchgehenden Breite von 2,5 Metern entspannt und angenehm zu fahren. Plaudern ist je nach „Fahreraufkommen“ auch einmal nebeneinander möglich.Außerhalb von Waidhofen an der Ybbs geht es dann bald auf der ehemaligen Bahntrasse weiter und das ist ein Teil des Geheimnisses der Schönheit dieser Strecke von Waidhofen aus Richtung Lunz am See. Auf der Radroute gehört man nämlich zu den Auserkorenen, die eine einzigartige Aussicht haben, die von der Straße aus nicht möglich wäre.
Der Ybbstalradweg hat eine Gesamtlänge von 107 km - Das Kernstück zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz hat 55 km.
Naturdenkmal „Ofenloch“
Weiter geht die Fahrt durch das Naturdenkmal „Ofenloch“. Diese Flusslandschaft hat Schluchtencharakter und wunderbares türkis schimmerndes Wasser. Mein Weg führt mich nach Opponitz und dann nach Hollenstein an der Ybbs. Vor mehr als hundert Jahren lockten schon jene Naturschönheiten Gäste zur Sommerfrische an und so ist es auch heute noch. Diese alte Tradition lässt sich noch immer im nostalgischen Strandbad in Hollenstein an der Ybbs spüren. Über St. Georgen am Reith und Göstling an der Ybbs mit seinem Solebad komme ich meinem Ziel, dem Lunzer See immer näher.An weiten Strecken ist der Fluss greifbar nahe und so bietet sich immer wieder der eine oder andere Badeplatz an um ein wenig zu verweilen. Im erfrischenden, sauberen Wasser, kühle man sich nun Füße oder Getränke oder beides...! Die teilweise beschilderten Badeplätze bieten Schotterinseln und sind erprobt. Das ist naturnahe Erholung im Mostviertel wie im Bilderbuch.
Entlang der gesamten Strecke, werden die Hinweise so deutlich gehalten sein, wie wir es uns schon oft gewünscht hätten. Hier darf gegrillt werden, da findet sich ein günstiger Abgang, hier wäre ein guter Rastpunkt, ein schönes Fotomotiv...etc. Von Ortschaft zu Ortschaft verbindet der Weg die Gemeinden, aber man gelangt über ihn auch zu den drei Naturparks Buchenberg, NÖ Eisenwurzen und Ötscher-Tormäuer. Das Wildnisgebiet Dürrenstein liegt ebenfalls unweit der Route.
Mehr als zwölf Rast- und Aussichtsplätze finde ich auf diesen 55 km. Ausgestattet sind diese mit funktionalen, langlebigen Sitzgelegenheiten: zur Umgebung passend, aus Holz und Eisen.
Entlang der Strecke bieten sich etliche Badeplätze im Mostviertel an - wie das Strandbad Hollenstein.
Über alte Eisenbahnbrücken
Über alte Eisenbahnbrücken, durch einen kurzen Tunnel hindurch, vorbei an historischen Hammerwerken lande ich schlussendlich im Kultur- und Bergsteigerdorf Lunz am See. Der malerische Lunzer See ist im Übrigen der einzige natürliche Badesee Niederösterreichs.Unterwegs auf einem Radweg, der das alpine Mostviertel zeigt, aber im Flachen verläuft und zum Baden, Fotografieren und Verweilen einlädt. Ich kann Ihnen gerade das Kernstück der insgesamt 107 km empfehlen, sportlich keine Herausforderung aber sehenswert und ein Genuss.
Der Ybbstalradweg zählt auch nach 3 Jahren zu den schönsten Radwegen, die es weit und breit so gibt.
3 Jahre nach Eröffnung
Der Ybbstalradweg geht in sein viertes Jahr und die Fahrradhändler sprechen von einem wahren Boom seit Wiedereröffnung der Geschäfte nach dem Lockdown. Es besteht ein großes Bedürfnis nach Bewegung in der freien Natur, gilt sie doch als probates Mittel zur Stärkung des eigenen Immunsystems und damit einer vielversprechenden Prophylaxe im Kampf gegen etwaige Viren aller Art. Auch ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und habe mir zum ersten Mal seit meinem 12. Lebensjahr wieder ein eigenes Fahrrad gekauft. Nein, kein E-Bike, so marod sind wir noch nicht! Es wurde also ein klassisches Mountainbike.Und so wollte ich wissen, wie sich der Ybbstalradweg anfühlt, in dieser "neuen" Normalität. Ich kann es gleich vorwegnehmen: er hat nichts an seiner Attraktivität eingebüßt und gehört mehr denn je zu den schönsten Radwegen, die es weit und breit so gibt. Auch die Gastronomie ist nach 8 Wochen des Nichtstun voll motiviert und empfängt die Radfahrer mit großer Freude.
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Fotocredits:
Foto mit RadfahrerInnen und Landschaft, Foto von Ybbstalradweg von oben, Genuss auf der Schlossterrasse: schwarz-koenig.at
Standbad Hollenstein: Erwin Streicher, zVg: Gemeinde
Erfrischung in der Ybbs: Weinfranz
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